Urania 7 Venus und Vishnu

MAGIE VON VENUS UND VISHNU
Übersetzung: Rt. Rev. Hamsadevi Claudia, AU


ORAKEL DER GÖTTIN VENUS

PRIESTERIN: Oh goldene Aphrodite, komm zu mir. Blume des Schaums, steige auf aus der bitteren See. Erhöre die Worte, mit denen ich dich rufe, erhöre uns und offenbare dich uns - Isis entschleiert und Rhea, Binah, Ge! Ich bin deine Priesterin, antworte mir!

ORAKEL DER GÖTTIN VENUS DURCH IHRE PRIESTERIN

PRIESTERIN: Es ist die Zeit gekommen, wo sich die wahre Ehe auf der Erde manifestiert. Bisher waren die Männer gefühlsmäßig von ihren Müttern abhängig und haben über ihre Frauen und Kinder geherrscht. Der Patriarch hat die irdische Herrschaft für sich allein behalten; aber den Bereich der Gefühle hat er seiner Mutter überlassen. Auf diese Weise haben die Männer die Welt durch militärische und politische Macht beherrscht, die sie durch die Benutzung von Technologie ausübten - vom Schwert bis zu Gewehren und Bomben. Doch hinter den Kulissen haben die Mütter die Herzen ihrer Söhne beherrscht und sie in ihren Empfindungen kindisch gehalten; und sie haben die Frauen für sie ausgewählt. Und der Schleier, der ihre versteckte Macht verbarg war abergläubische Dummheit.

Dies war in vergangenen Zeitaltern, als die Menschheit in ihrem kindlichen Entwicklungsstadium war, verständlich. Nun aber ist eine katastrophale Stufe erreicht. Die Entwicklung wissenschaftlicher Technologie hat die emotionale Entwicklung überholt. Es ist, als würden Kinder während eines Streites eine geladene Pistole im Kinderzimmer entdecken!

All die Zeitalter hindurch haben die Gottheiten über die freie Entwicklung des menschlichen Bewusstseins gewacht, und manchmal haben sie auch in Verbindung mit anderen Lebensformen dabei geholfen. Gelegentlich haben wir symbolische Mysteriendramen ersonnen und dafür willige Darsteller und Darstellerinnen auf der irdischen Ebene benutzt. Denn für die Gottheiten ist diese Welt der Schatten der Wirklichkeit, eine Geschichte, die auf den Webstuhl von Raum und Zeit gewebt ist. Zur Unterstützung eines jeden Entwicklungsschrittes wurden unterschiedliche Dramen überliefert. Die Gottheiten sind die Eltern aller Lebewesen auf der Erde; und zur Zeit der Kindheit der Menschheit wurde die Geschichte der trauernden Mutter und des getöteten Sohnes aufgeführt. Die Mythen von Cybele und Attis, von Venus und Adonis, von Maria und Jesus lehrten durch Katharsis.

Jene, welche die Tragödie in ihren Herzen fühlten, haben das Übel von Kriegen und Verfolgungen erkannt. Dies ist die Belehrung des Herzens, die gute Gefühle durch deren Hervorhebung bewirkt. Nun eröffnen uns die Gottheiten neue Mysterien; darum habt acht! Nach einer Kindheit, die sich ungebührlich lange hinzog, hat die Menschheit das Stadium des Heranwachsen erreicht. Endlich werden Kunst und Natur gleichermaßen anerkannt. Träume von Zwillingsseelen, von idealen Verbindungen von Gott und Göttin, Ritter und Prinzessin erwachen in vielen Seelen nicht nur als Märchen, sondern als Möglichkeiten. Seher schauen zu dem Zwillingsgestirn des Sirius auf und meditieren über die ideale Verbindung von Isis und Osiris. Ich komme, wenn ihr mich ruft; ich steige auf aus dem Meer des Sternenhimmels! Ich bin der Morgen- und Abendstern, und ich bin die Milchstraße, denn euer Universum ist von meinen Brüsten entstanden. Ich bin in allen Lebewesen, und darum werde ich als eine von geflügelten Kindern umgebene Frau dargestellt. Die ideale Vereinigung von Göttin und Gott, von Frau und Mann, Tier und Tier, sie sich durch alle Ebenen des Lebens erstreckt, schafft Kreativität. Diese Kreativität kann sich in Kunstwerken, neue Ideen und schließlich einer wiedergeborenen bessere Menschheit manifestieren. Alle schöpferischen Verbindungen sind himmlisch bestimmt als eine Reflektion der Heiligen Hochzeit von Lakshmi-Venus und ihrem Gemahl Vishnu-Eros.

DER ALTAR IN DER MITTE IST MIT ORANGEFARBIGEM TUCH BEDECKT. DARAUF STEHEN EIN TONTOPF MIT BRENNENDER RÄUCHERKOHLE, EIN WEITERES RÄUCHERGEFÄSS, EINE MUSCHEL, EINE SCHEIBE, EINE KEULE UND EINE LOTUS BLÜTE ODER EINE ANDERE WEISSE BLUME.

VOR DEM ALTAR STEHT EIN BOGEN.

MAGIER UND MAGIERIN TRAGEN ORANGEFARBIGE ROBEN UND GOLDENE MITHRAS.

DIE MAGIERIN TRÄGT AUSSERDEM VIELFARBIGE HALSKETTEN, OHRRINGE, ARM- UND FUSSKETTEN.

DIE KANDIDATEN TRAGEN SCHARLACHROTE UND SAFFRANGELBE ROBEN UND GIRLANDEN.

12 TEILNEH-MENDE TRAGEN ORANGEFARBIGE ROBEN.

DER ERSTE TEILN. SCHLÄGT ZWEIMAL DEN GONG ZUR LINKEN DES ALTARS.

MAGIER: Gefährtinnen und Gefährten auf der Suche nach Liebe und Schönheit; wir haben uns hier versammelt, um die Magie der schöpferischen Liebe durch den zweiten Planeten, die Venus zu praktizieren.

DIE MAGIERIN WIRFT RÄUCHERWERK INS FEUER. MIT DER KEULE ZIEHT SIE DAS ZEICHEN DER VENUS ÜBER DEM ALTAR.

MAGIERIN: Wunderbare Göttin Venus, dich rufe ich an! Als Zeichen unserer Hingabe opfere ich dir dieses Räucherwerk. Mutter des Äneas und seiner Rasse, Freude der Menschen und Götter, lebensspendende Venus; durch dich wimmelt die ganze Natur unter den wirbelnden Sternbildern von Leben. Durch dich werden alle Lebewesen empfangen und kommen hervor, um zum Sonnenlicht empor zu schauen. Vor dir fliehen die Winde; und die Wolken am Himmel verschwinden, wenn du dich näherst. Für dich entsprießen der erfinderischen Erde süße Blumen. Für dich lachen die Weiten der Ozeane; der Himmel ist klar und erstrahlt in verwirrendem Glanz.  Wenn der erste Frühlingstag beginnt, wenn der befruchtende Atem des Zephyrs in all seiner Kraft entfesselt ist, dann, Große Göttin, melden die Vögel am Himmel als erste deine Ankunft. Denn von dir kommt die Kraft, die ihre Herzen durchdrungen hat. Als nächstes wird das Weidevieh wild, tollt durch die saftigen Weiden und schwimmt durch die schnell dahin fließenden Bäche. Von deinem Zauber betört folgen sie mit feuriger Sehnsucht deiner Führung. Du flößt allen Herzen die Verlockungen der Liebe ein.

MAGIER: Denn du allein bist die führende Kraft des Universums, und ohne dich kann nichts in die strahlende Welt voller Sonnenschein hervortreten, um in Freude und Lieblichkeit zu wachsen; von dir kommt die Partnerschaft, die wir erstreben. Gib, dass das gewalttätige Geschäft der Kriege überall auf dem Land und auf den Meeren aufhört. Denn du allein hast die Macht, den Sterblichen den Segen sanften Friedens zu schenken. So heißt es in der Hymne des Lucretius.

MAGIERIN: Lauschet den Worten, die der Weise Ptolemäus über den Planeten Venus schrieb: "Hat Venus allein die Herrschaft über die Seele, so macht sie in günstiger Stellung die von ihr beherrschten Menschen freundlich, gut, genießerisch, beredt, anmutig, heiter, Liebhaber von Tanz und Schönheit, dem Bösen abhold, Liebhaber von Kunst und Schauspiel, wohlwollend, anständig, von guter Gesundheit, träumerisch, liebevoll, großzügig, mitfühlend, verwöhnt, leicht versöhnlich, erfolgreich und im Allgemeinen liebenswürdig.

MAGIER: Um die Gaben der Göttin Venus auf uns zu ziehen, müssen wir tiefen Einblick in jene schöpferische Liebe bekommen, die in unzähligen Äonen ihre Erscheinung verändert, geformt, gestaltet und wieder verändert hat, doch alles durch den Akt der Liebe.

Wer will die Rollen der Braut und des Bräutigams übernehmen, damit wir die Geheimnisse der Wiedergeburt enthüllen mögen?

WEIBLICHE UND MÄNNLICHE TEILNEHMENDE TRETEN VOR.

MAGIER: Wisset, dass das Mysterium der Wiedergeburt lange in Indien gehegt wurde. Lakshmi, die Göttin der Liebe und des Glücks, ist die Schwester der Venus. Sie wurde aus einem Ozean von Milch auf einem Lotus geboren.

MAGIERIN HÄLT DEN LOTUS.

MAGIERIN: Ich rufe die Göttin Lakshmi! Du bist die Goldene Weltenmutter; hilf uns mit deiner Liebe! Vierarmige goldene Göttin, inspiriere diese deine Tochter dabei, die Rolle der Braut zu spielen. Ich opfere dir dieses Räucherwerk.

MAGIERIN OPFERT  RÄUCHERWERK.

MAGIER: Auf einem goldenen Lotus thront dein Gemahl Vishnu an deiner Seite. Vishnu, zweiter Gott der Dreiheit, Erhalter, der du mit deinen vier Armen Muschel, Diskus, Keule und Lotus als Symbole der Elemente trägst; sei bei uns! Gott des Bogens, dich rufe ich an! Auf den Schwingen des Vogels Garuda wurdest du mit Lakshmi an deiner Seite geboren; bring uns Kreativität und Leben durch die sich verändernden Formen. Hilf, diesem deinem Sohn dabei, den Bräutigam zu spielen. Dir opfere ich diesen Weihrauch!

MAGIER OPFERT RÄUCHERWERK.

BRÄUTIGAM UND BRAUT STEHEN MIT MAGIER UND MAGIERIN AM ALTAR.

MAGIER: Es liegt in der Natur des Bräutigams, die vielen zu lieben. Doch indem er dies tut, findet er so die Eine.

MAGIERIN: Es liegt in der Natur der Braut, nur nach dem Einen zu   suchen. Doch indem sie dies tut, lernt sie so, die vielen zu lieben.

MAGIER: Der Tanz der Venus ist die Suche nach Liebe. Der Bräutigam verbirgt sich in Myriaden von Gestalten und verehrt viele, um sich am göttlichen Spiel zu erfreuen.

MAGIERIN: Es ist die Bestimmung der Braut, sich nach ihrem Gemahl zu sehnen; und sie sucht nach ihm. Indem sie dies tut, ist sie dazu gezwungen, ebenso viele Verwandlungsformen wie er anzunehmen. Aber für sie ist dies kein Spiel; es ist der Tanz der Schöpfung.

DER MAGIER ZIEHT DIE KAPUZE ÜBER DEN KOPF DES BRÄUTIGAMS UND FÜHRT IHN AUS DEM KREIS.

DIE MAGIERIN VERSCHLEIERT DAS GESICHT DER BRAUT, SODASS SIE NICHTS SIEHT. DANN DREHT SIE DIE BRAUT DREIMAL IM UHRZEIGERSINN (VON RECHTS NACH LINKS) HERUM.

MUSIK. TRADITIONELLE INDISCHE RAGA-MUSIK ODER STRAVINSKYS FEUER-VOGEL ODER RACHMANINOVS 2.SYMPHONIE SIND PASSEND.

DIE MAGIERIN FÜHRT DIE BRAUT ZUM 1.TEILN.; DIE BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer oder was bist du?

1.TEILN.: Ich bin der von der Allmutter geborene Matsya. Ich bin ein kleiner goldener Fisch mit einem Horn. Ich bin der siebte Manu, und durch mein Horn, das vierzig Millionen Meilen lang ist, habe ich die Sintflut vorhergesagt. Ich habe die menschliche Rasse gerettet, indem ich den Weisen Vaivaswata gerettet habe. Ich lehrte ihn, wie er sein Schiff mit der steigenden Flut steigen lässt, anstatt es auf den Gipfeln des Himalaja stranden zu lassen. Auch belehrte ich ihn über die ewige Natur der Seele.   

BRAUT: Etwas an diesem kleinen goldenen Fisch mit seinen tiefgründigen Vorstellungen kommt mir bekannt vor! Er ist mein Gemahl! Wir wurden in unserer Nachkommenschaft wiedergeboren. Was wurde aus uns?

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 2.TEILN.

BRAUT: Wer oder was bist du?

2.TEILN.: Ich bin eine Schildkröte, aber keine normale! Ich habe dabei geholfen, den Milchozean mit den vierzehn Schätzen zu retten; und unter diesen Schätzen waren der Weiße Elefant, die Kuh des Überflusses und die Göttin Lakshmi.

BRAUT: Ich erkenne diesen Großmut. Du bist mein Gemahl. Ich kam zu dir, und wir wurden wiedergeboren. Aber wie und wo?

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 3.TEILN., DEN DIE BRAUT BERÜHRT.

BRAUT: Wer bist du?

3.TEILN.: Ich bin niemand Geringerer als Varaha, der Bär. Ich bin so groß wie ein Berg, so mächtig wie ein Löwe, und ich strahle hell wie die Sonne. Ich habe die Erde aus den wässrigen Tiefen erhoben.

BRAUT: Ich erkenne diesen Mut. Du bist mein Gemahl! Wir wurden durch unsere Nachkommenschaft wiedergeboren. Aber wo bist du jetzt?

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 4.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer bist du?

4.TEILN.: Ich bin Narasinha, halb Mann, halb Löwe; nicht Mensch noch Tier, noch Gott. Ich habe die Verehrer von Vishnu gerettet als sie verfolgt wurden.

BRAUT: Ich erkenne diese Treue und diese Kraft. Du bist mein Gemahl. Ich erinnere mich, dass wir wiedergeboren wurden. Aber wo?

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 5.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer bist du?

5.TEILN.: Ich bin der Zwerg Vamana. Obwohl ich ein Zwerg bin, kann ich dennoch mit zwei Schritten die ganze Erde und den gesamten Himmel durchmessen.

BRAUT: Dieser Zwerg ist mir wohl bekannt. Seine Träume strahlen als Licht über die ganze Erde und durch die sieben Himmel! Du bist Ankhnaton, Pharao von Ägypten, und ich war deine große Königin Nephrit. Aber jetzt, wo wir vollkommen menschlich sind, werden wir auseinandergezogen. Wir wurden wiedergeboren.

MAGIERIN ZIEHT BRAUT ZUM 6.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer bist du?

6.TEILN.: Ich bin ein Jünger des Weges. Ich habe drei Schätze, die ich hüte und pflege: das erste ist die Liebe, das zweite ist die Zufriedenheit, und das dritte ist die Demut. Nur die Liebenden sind mutig; nur die Zufriedenen sind großmütig; nur die Demütigen sind fähig, zu befehlen. ich bin Lao-Tse. Das Tao ist der Weg.

BRAUT: Dies sind meine eigenen klaren Gedanken. Ich erkenne dich als mich selber. Wir waren zwei Blüten an einem Stiel. Aber Lakshmi dreht das Schicksalsrad. Wir wurden wiedergeboren.

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 7.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer bist du?

7.TEILN.: Ich bin der König Rama. Höre von meiner Stadt Ayodhya,   dem Ort, von dem die alte Sonnenrasse entstammt. Die Nachbarn lebten in gegenseitiger Freundlichkeit und halfen einander mit ihrem großen Reichtum. Es gab dort niemanden, der von Schwindel und Betrug lebte; ihre Arme waren geschmückt mit Armreifen; um ihren Hals trugen sie Nikshas. Ayodhyas Töchter waren von anmutiger Gestalt und schönem Angesicht, gekleidet in prächtige goldene Gewänder; einnehmend war ihr Wesen, reich an Verstand und weiblicher Anmut! In jedem Gebäude strahlten die Altäre, von jedem Haus wurde reichlich gegeben; niemand erniedrigte sich durch Unaufrichtigkeit oder Lüge; niemand stellte den himmlischen Willen in Frage. Und jeder blieb der Wahrheit treu und lebte ein langes und friedvolles leben mit seinen Söhnen und Enkeln, mit einer geliebten und geehrten Frau.

BRAUT: Die Erinnerung erwacht. Wie sehr ich diese Stadt liebte! Wunderschön war unsere Hochzeit...

Und jede Braut schritt mit ihrem prinzlichen Bräutigam um das leuchtende Altarfeuer, so wie es der alte Ritus bestimmt und wie es das heilige Gesetz fordert. Und ein Blumenregen fiel schön und heiter vom Himmel herab; und leise, himmlische Musik erfüllte die frische und duftende Luft; strahlende Gandharvas, geschickt im Musizieren, erweckten das süße himmlische Lied; schöne Apsaras tanzten voller Anmut über den grünen Rasen! Wenn der Blumenregen herabfällt und voller Stolz die Musik aufsteigt, dann führt jeder Bräutigam seine Braut dreimal um den erleuchteten Altar. Und so wie Vishnu mit seiner Gefährtin in himmlischen Gefilden wohnt, allein und weit entfernt, so lebt Rama in süßer Gemeinschaft in Sitas liebendem Herzen.

7.TEILN.: Oh weh; als das Goldene Zeitalter verging und Gewalt und Gier stärker wurden, da entführte dich der Dämon Ravana von meiner Seite, und erst nach einem langen und grausamen Krieg konnte ich dich erretten.

BRAUT: Aber nur, um meine Treue anzuzweifeln und mich dann zu verbannen und zu verbrennen! Ich aber stieg unbeschadet aus dieser Prüfung auf! Oh, mein Frauenherz zersprang, und meine Zeit auf der Erde war vergangen. Oh, ich schlug mir seufzend an die Brust und begann langsam und traurig diese Worte:

Mutter Erde, erspare deiner Tochter diese Scham und empfange sie! Wenn ich mein Leben in Pflichterfüllung und Hingabe erfüllt habe, so empfange wieder, Mutter Erde, dieses Kind, das du einst geboren hast!

Dann war die Erde verpachtet und geteilt; und ein goldener Thron erschien, und eine Mutter hielt ihr unschuldiges Kind in den Armen; einsam ist Ramas lieblose Brust, und seine Tage der Glückseligkeit sind vergangen! Wir sind getrennt, aber nicht für immer. Wir wurden wiedergeboren.

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 8.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer bist du?

8.TEILN.: Ich bin das Selbst, das im Herzen aller Lebewesen wohnt. Ich bin der Anfang, das Ende und die Mitte aller Lebewesen. Ich bin Vishnu; von den Lichtern bin ich die strahlende Sonne, und unter den Sternen bin ich der Mond.

BRAUT: Warum; das bin ich auch, und ebenso alle Wesen, die ihre Göttlichkeit kennen. Aber bist du ein Mann?

8.TEILN.: Ich bin der Krishna, der Herr der Kriegerkaste, der Wagenlenker und Guru des Prinzen Arjuna.

BRAUT: Ich liebte Arjuna und seinen geliebten Hund. Aber an dich kann ich mich nicht erinnern. Bist du mein Gemahl?

8.TEILN.: Auch ich kann mich nicht an dich erinnern. Ich hatte 16.108 Frauen, die ich gleichzeitig erfreute!

BRAUT: Nun erkenne ich dich an deiner Geschicklichkeit! Du warst der Flötenspieler! In unserer gemeinsamen freudevollen Jugend hast du, als wir Jungfrauen badeten, eines Tages unsere Kleider versteckt. Ich war deine Gemahlin, die Hirtin Radha. Wir wurden wiedergeboren.

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 9.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

9.TEILN.: Niemand möge den lebendigen Buddha berühren!

BRAUT: Es gibt Millionen von Buddhas und noch mehr Boddhisattvas. Was war dein Name, als du auf der Erde gewandelt bist oder meditiert hast?

9.TEILN.: Mein Name lautete Prinz Siddharta. Ich habe den Mittleren Pfad gelehrt; das Praktizieren von Mitgefühl für alle Lebewesen und das Sprechen der Wahrheit. Ich gab die acht moralischen Gebote mit offenen Händen.

BRAUT: Ich war deine Gemahlin Yashodara. Du hast mich verlassen,   um die Menschheit von Krankheit, Alter und Tod zu erretten.

9.TEILN.: Ich brachte unsere Vereinigung zur Vollkommenheit, sodass wir beide Nirwana erlangten. Habe ich nicht vor meinen Jüngern deine Erleuchtung gezeigt?! Ich habe dir von unseren vielen Inkarnationen als Liebespaar erzählt. Als ich dich zum ersten Mal sah, da hast du einen schwarz-gelben Sari getragen; und ich erinnerte dich an unser gemeinsames Leben als Tiger und Tigerin!

BRAUT: Warum soll man dann dies unbeschwerte Leben für irgendein abstraktes Bewusstsein jenseits von Menschheit und Erde aufgeben?

9.TEILN.: Nun sprichst du weise! So ein Pfad, fern von der Natur ist nichts für Frauen. Als ihr darum gebeten habt, habe ich dir und meinen anderen Frauen verboten, dass sie Nonnen werden. Erst als ihr darauf bestanden habt, habe ich widerwillig meine  Einwilligung dazu gegeben. So ging der Mittlere Pfad in Indien verloren. Denn Männer mögen Mönche werden, wenn sie der Erde durch viele Frauen Kinder gegeben haben. Frauen aber sind die Lebensspenderinnen, die Mütter!

BRAUT: Du hast immer im Wettstreit der Worte gewonnen! Ich bewundere deinen klaren Verstand und deine mitgefühlvolle Freundlichkeit. Du bist daran gestorben, dass du Schweinefleisch gegessen hast, weil du nicht die Gefühle eines einfachen Mannes verletzen wolltest, der dir das verbotene Fleisch anbot. Durch die neun Geburtsmonde der Muttergöttin ist unser neuntes Leben vollendet. Können ich und mein Gemahl nicht Nirwana erreichen und diese Erde verlassen?

MAGIERIN: Es liegt an euch beiden, diese Entscheidung zu treffen.

BRAUT: Über uns ist das Zeitalter des Übels, wo der Mensch seine Mitwesen aus Habsucht und Freude an Macht zerstört. Wir kehren um - aber wohin?

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 10.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

10.TEILN.: Berühre mich nicht, denn ich habe die Grenze noch nicht überschritten. Ich bin jener, der gelehrt hat, dass der Göttliche Geist allen Lebewesen innewohnt, und dass alle Götter und Göttinnen sind. Ich sprach von meinem Vater, dem Herrscher und von meiner Mutter, der Weisheit.

BRAUT: Mein Herz ist von Kummer erfüllt. Ich erinnere mich an das, was die Menschen dir angetan haben, als du sie das gelehrt hast, wonach sie sich am meisten sehnten und was sie am meisten fürchteten - die göttliche Liebe. Aber warst du mein Gemahl?

10.TEILN.: Lausche meinen Worten, wie sie von meinem Jünger aufgezeichnet wurden: Meiner Mutter erschien ich als Gabriel. So bist du beides - Braut und Mutter und doch nicht Gemahlin.

Es wird berichtet, dass du mir in einem Wagen der Cherubin in den Himmel gefolgt bist und dass du mit mir zusammen an meiner Brust in ein Lichtgewand gehüllt aufgestiegen bist.

BRAUT: Du warst Jesus, Immanuel von Nazareth, und ich war Maria. Das Schicksal hat es so gefügt, dass wir zurückkehren. So sei es!

MAGIERIN FÜHRT BRAUT ZUM 11.TEILN.; BRAUT BERÜHRT IHN.

BRAUT: Wer bist du?

11.TEILN.: Ich bin Rumi, der islamische Dichter. Ich erkenne und   liebe die Gottheit in allen Lebewesen und allen Erscheinungsformen. Wenn du mich berührst, dann berührst du den Kosmos. Und ebenso bist du selbst der Kosmos. Alle Sterne und alle Kunst ist in uns. Wir brauchen die Gottheit nicht zu suchen. Sie ist hier. Sie ist jetzt.

BRAUT: Mein Herz und mein Verstand antworten auf diese Botschaft. Du bist mein Seelenbräutigam. Nachdem wir nun die Erde mit Liebe und Demut angenommen haben, können wir sicherlich ins Paradies eintreten. Aber was ist mit den anderen, die noch immer leiden? Wir werden zurückkehren. Aber wie und wann?

MAGIERIN: Dies ist die elfte Stunde, die Grenze der Zeit ist. Seid ihr bereit, den trennenden Fluss zu überqueren, oder wollt ihr ins Paradies eintreten?

BRAUT: Möge mein Gemahl wählen. Ich werde zurückkehren.

BRÄUTIGAM BETRITT DEN KREIS UND STELLT SICH HINTER DIE BRAUT.

ER BERÜHRT SIE.

BRAUT: Wer bist du, der mich mit Staunen und Ehrfurcht erfüllt?

BRÄUTIGAM: Ich komme, wenn Liebe und Wahrheit von der Erde verschwinden, und Lüge und Falschheit sich durchsetzen. Wenn die Erde nur noch wegen ihrer verborgenen Schätze geachtet wird, und wenn leere Zurschaustellung den wahren Wert verdrängt, dann manifestiere ich mich. Ich kehre zurück wenn wahrhaftige Religion vergeht und Männer, Frauen und Kinder fern der Ehrerbietung sind. Ich komme, wenn die heiligen Elemente Luft, Erde und Wasser vergiftet werden. Ich komme, wenn Männer und Frauen in grausamen Kriegen ihre Kinder schlachten. Wenn das Böse über das Gute dominiert, wenn die freie Entscheidung verloren ist, dann komme ich mit Ruhm und Macht. Ich werde auf einem weißen Pferd durch die Welt reiten; und ich trage ein Schwert, das blitzt wie ein Komet. Ich werde die Erneuerung der Schöpfung vorbereiten. Ich bin Kalki, jener, der kommen wird.

BRAUT: Wenn diese Nacht über uns kommt, dann werde ich bei dir sein, denn dein blitzender Komet braucht den Milchozean in dem er Kühlung findet. So mögen jene auf der Erde leben, die es wert sind und all ihre Lebewesen in Liebe, Schönheit und Frieden pflegen.

MAGIER ENTSCHLEIERT BRÄUTIGAM; MAGIERIN ENTSCHLEIERT BRAUT.

BRAUT: Nun endlich erkenne ich dich! Du bist ein Gott, mein Gemahl; du bist Vishnu!

BRÄUTIGAM: Ich habe dich immer geliebt; aber bis jetzt habe ich dich nicht erkannt. Du bist meine Gemahlin, eine Göttin; du bist Lakshmi!

MAGIER: Möge die Göttliche Vereinigung gefeiert werden, damit alle die schöpferische Liebe erfahren können!

BRAUT UND BRÄUTIGAM OPFERN DEN GOTTHEITEN RÄUCHERWERK UND UMSCHREITEN DREIMAL DAS FEUER AUF DEM ALTAR IM UHRZEIGERSINN.

DANN LEGEN SIE IHRE HÄNDE AUF DIE SCHULTERN JEDES TEILN. BIS ENERGIE WAHRGENOMMEN WIRD UND GOLDENES, TÜRKISFARBIGES, BLAUES UND ROSAFARBIGES LICHT GESEHEN WERDEN KANN.

MAGIER UND MAGIERIN TUN DAS GLEICHE. SO FORMEN SIE EIN GLEICHARMIGES KREUZ IM KREIS.

TEILN. STRECKEN IHRE ARME AUS UND LEGEN SIE DEN VIEREN AUF DIE SCHUTERN BIS VON ALLEN STARKE ENERGIE GESPÜRT WERDEN KANN.

MAGIERIN: Freunde, lasset uns die Göttliche Liebe von Venus, Lakshmi und Vishnu erfahren!

KONTEMPLATION.

MAGIERIN: Lasset uns Strahlen der Liebe, des Friedens und der Inspiration zu allen Lebewesen senden!

BERICHTE ÜBER VISIONEN UND ANDERE ERFAHRUNGEN.

MAGIER: Wir danken Venus, Lakshmi und Vishnu!

Finis

Quellen: "Sea Priestess"; "Lucretius on the Nature of the Universe"; "Manetho:Ptolemy"; "Indian Mythology";"Springs of Chinese Wisdom"; "The Ramayana and Mahabharata"; "Bhagavadgita"; "The Apocryphal new Testament"; "Sufi".

 Es wird darauf hingewiesen, dass die Übersetzung nur zum privaten Gebrauch innerhalb der Fellowship of Isis bestimmt ist.

Die Übersetzung ist autorisiert durch Rt. Rev. Claudia, AU FOI, Ardbandroi DCOD; GLC Noble Order of Tara; Hon. Member Circle of Isis, Isian News and Mirror of Isis contributing editor, die FOI Global website Germany

 Rt. Rev. Olivia Robertson has legally transferred the copyright of these materials to the three authorized global FOI central websites of Rt. Rev. Caroline Wise, London, Rt. Rev. Linda Iles, USA, Rt. Rev. Claudia Wehmeyer, Germany . All rights reserved, please do not reproduce. Fellowship of Isis rituals are to be enacted by FOI members only.
Liturgie



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