Panthea Lughnasadh

Das Fest der Opet (1) - 23. Juli – 03. August

Übersetzung: Rts.Revs. Wolfram & Annette


Orakel der Göttin Mut (2)

Priesterin: Göttliche Mut, Mutter aller Wesen, komm in unsere Herzen! Erfülle uns mit Weisheit und Mitleid, damit wir am Ende in Deinen immerwährenden Wohnungen leben können, die von deinen Flügeln beschattet werden.

Orakel: In Wahrheit sind die zwei Länder des Diesseits und des Jenseits eines. Sie werden nur durch Blindheit und Unwissenheit getrennt. Tag und Nacht sind Eins. Sonne und Mond sind Eins, Mann und Frau sind Eins. Die innere Sonne, die in den Tiefen der Erde scheint, ist mit der Sonne am Himmel Eins. Jedes Herz ist mit allen Herzen in allen Sphären mit der Wärme der Liebe verbunden. Jedes Wesen und jedes Atom ruft die anderen mit seiner einzigartigen Art und Weise, die seine Essenz ist.

Aber Zwietracht zerstört Frieden und Freude gerade durch diese Liebe, wenn sie zu zwanghafte Leidenschaft entstellt wird. Sie schlägt durch die eingeengte Verehrung von Familie und Nation zu, aber am bösartigsten ist sie, wenn die Seele durch religiösen Fanatismus verzehrt wird. Derart irregeführte Verehrer werden diejenigen foltern und töten, die das Objekt ihrer Anbetung nicht anerkennen.

Meine Kinder des alten Ägypten sahen die Gottheiten in der Vielheit. Sie erkannten angeborene Göttlichkeit in Katzen und Hunden und Nilpferden, in Käfern und Krokodilen und Flüssen. Als der Verstand die Trennung von Mensch und Natur brachte, fanden die Menschen den Weg des Einen Lichtes: sie anerkannten, das die Vielheit aus dem Eins hervorgeht. Das befriedigte Verstand und Herz. Beide Wege, sich der Wirklichkeit zu nähern, haben vielen immerwährende Freude gebracht. Aber beide haben auch durch Missbrauch und durch Einsseitigkeit großes Übel verursacht. Die, welche die Vielheit gedankenlos verehrt haben, sind degeneriert. Sie wurden zügellos und verloren die Stärke des zweckgerichteten Verstandes und Zieles. Nach ihnen kamen die Anhänger des Einen, ob des einen Gottes oder des Verstandes: diese unausgewogenen Wunschbilder töteten Millionen ihrer Gefährten im Namen der Liebe und der Gerechtigkeit.

Die Gottheiten stellen immer ein Gegenmittel für das Gift bereit. Und das Gegenmittel für zwanghafte Verehrung, ob einer Person oder eines Landes, einer Religion oder einer Wunschvorstellung, ist es, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Das ist nicht einfach. Wenn Tatsachen lang gehegten Gefühlen oder Meinungen widersprechen, wird ein Mensch lieber sterben, als sie anzunehmen. Solche Leute betrachten die Wahrheit als hässlich und meiden sie. Sie werden von dem Unbekannten erschreckt. Für sie ist die Göttin in schwarze Nacht gehüllt. Doch wenn sie den Mut hätten, sie zu entschleiern, würden sie das schöne Angesicht der Wahrheit sehen. Stattdessen verfolgen sie die Liebe und schieben alles, was ihnen im Weg steht, beiseite. Unvermeidlich werden sie von Gewalt und Krankheit verzehrt. Der Liebe muß man sich mit Demut nähern.

Lasst Liebe und Wahrheit die Heilige Hochzeit begehen, die zur Eintracht führt.

Hohepriester: Wir sind versammelt, um die Heilige Hochzeit des Sonnengottes Ra und der Himmelsgöttin Muth zu feiern. Sirius, Stern der Isis, hat seinen heliakischen Aufgang (3) am ägyptischen Neujahrsfest. Die Geburt ihres Sohns, des Mondgottes Chons wird erfleht.

Pharaoh: Dieses Räucherwerk verkörpert die lebensspendende Wärme von Ra. Das Fest der Opet hat damit begonnen, die Statue des Amun-Re von seinem Tempel in Karnak die Allee der widderköpfigen Sphingen hinunter in das Boot des Ra auf dem Nil zu befördern. Der Pharaoh, sein Sohn, der Hohepriester des Amun und andere Würdenträger begleiteten die Statue. Das Boot wurde nach Südwesten, entlang der Heiligen Meile zum Tempel von Luxor gerudert. Adlige und Volk begleiteten die Prozession auf dem Flussufer, musizierten und sangen und tanzten.

Hoher Priester: Der Gott ist nach Luxor zu seinem jährlichen Aufenthalt bei seiner Königin, der Göttin Mut gereist, in Ihren Tempel von Opet-Resyt. Darin, bei der Statue von Mut, stand die große Königin von Ägypten, Tochter der Muth, und erwartete den Pharao, ihren Ehemann.

Pharao: Elf Tage lang wurde die Mystische Vereinigung von Gott und Göttin im Allerheiligsten gefeiert. Am elften Tag erschien vor dem erwartungsvollen Publikum, das sich im äußeren Hof versammelt hatte, die Königin, gefolgt vom Pharao. Sie läuft in einer Prozession die Sphingenallee hinunter zum Nilufer. Sie hebt dort ihre Arme und ruft die Macht der Himmelsgöttin herbei und segnet den Fluß. So war eine erfolgreiche Überschwemmung gesichert, die eine gute Ernte bringt, um die Menschen zu ernähren. Zum Ende des Festes wird die Statue von Amon Ra auf seinem Boot zu seinem Tempel in Karak gebracht. Laßt uns eine Prozession zum Altar der Mut bilden!

Musik: Prozession zum Altar

Der Hohepriester klopft mit dem Stab zweimal auf den Boden.

Hohe Priesterin: Wer begehrt Einlaß zum Allerheiligsten der Göttin Muth?

Hoher Priester: Ihr Ehemann, der Gott Amon Re, der mit Ihr das Fest Opet feiern möchte.

Königin: Er ist willkommen!

Pharao: Ich opfere diesen Weihrauch, der mit dem göttergleichen Feuer des Amon Re beseelt ist, das Leben bringt. Ehre Dir, Amon Re, der du auf Maat ruhst und die Himmel weiter schiebst. Jedes Antlitz sucht Dich! Du nimmst zu, sowie Deine Majestät wächst, und Deine Strahlen sind auf jedem Antlitz. Du hörst mit Deinen Ohren und Du siehst mit Deinen Augen.

Hoher Priester: Millionen Jahre sind in die Welt gegangen: Ich kann die Zahl derer nicht nennen, durch die Du hindurch gegangen bist. Dein Herz hat einen Tag des Glücks ausgerufen, in Deinem Beinamen des „Reisenden“. Du reist durch ungenannte Räume durch Millionen Jahre. Du reist durch sie in Frieden. Du steuerst deinen Weg durch den Abgrund der Wasser zu dem Ort den Du liebst. Du bist im Herzen Deiner Königin, der Göttin Mut.

Königin: Ich nehme den Weihrauch im Namen der Muth an! Sie lässt den Weihrauch dreimal rechtsherum in der Luft kreisen. Sie versprengt Wassertropfen: Ich weihe dieses Wasser der Göttin, die Ihren Regen auf die fruchtbare Erde gießt und die verborgenen Quellen, die der Ursprung des Nils sind, wieder auffüllt. Ehre sei Dir, Du Gebieterin der Götter, die Du Flügel trägst. Du bist die Mächtige Zauberin im Boot der Jahrmillionen, die Mutter der Himmelshorizonte. Lobpreis sei Dir, O Herrin der Himmel. Worte der Anbetung steigen zu Dir von acht Göttern auf.

Hoher Priester: Lebendige Seelen, die von den Särgen des Todes auferstanden sind, preisen Dein Geheimnis. Du bist Mutter aller verstorbenen Seelen, Du Quelle, aus der alles entspringt. Du schaffst für die Seelen einen Ort der Erquickung in der Unterwelt von Amaunet und machst sie stark im Wohnsitz der Ewigkeit. Im Namen von Muth, die die Seelen stark macht und die Leiber gesund, lasst uns gesegnet sein. Amun Re ruht seine feurigen Strahlen aus unter ihren ausgebreiteten Flügeln. So wird unser Durst gestillt und unsere Felder werden für eine reiche Ernte bereitet!

Pharao: Zu dieser Zeit des Opet-Festes war es Brauch ein göttliches Schauspiel aufzuführen. Laßt das Mysterienspiel von der Sandale der Rhodope aufführen!

 Mysterienspiel von der Sandale der Rhodope

Darsteller: Moderner Reisender, arabischer Führer. Griechischer Chor. Rhodope in weiß mit vergoldeten Sandalen. Priester des Helios in Gold mit Strahlenkrone. Alte Frauen in Schwarz. Ägyptische Soldaten. Pharaoh Amasis mit Krone (4). Ägyptische Tänzer.

Reisender trifft Reiseführer:

Reiseführer: Ich habe noch nie einen so erschöpften Reisenden gesehen! Unser Land hat drei berühmte Pyramiden! Warum machst Du dann einen Rundgang um die dritte, die kleiner als die anderen ist und sogar vernachlässigt? Ich habe Dich bei Tag und Nacht wandern sehen und das seit Wochen, und Du machst kaum Pausen zum Essen oder Schlafen!

Reisender: Ich habe mein Zuhause und mein Studium vergessen. Ich bin eine verlorene Seele, die von einem Phantom besessen ist. Zur Zeit des goldenen Mondes im August, als er bei Sonnenuntergang aufging, sah ich bei genau dieser Pyramide eine nackte Frau von der göttlichsten Schönheit dahingleiten. Sie sah mich und errötete rosenrot und schenkte mir das Lächeln eines Engels! Sie winkte mich heran und ich kam näher, aber dann verflog sie wie ein Trugbild und schien in diese Steine einzutreten. Seitdem verlange ich nach ihr, wie ein Hungernder Brot verlangt und der Dürstende Wasser. Meine Seele wird von Feuer verzehrt. Ich kann diesen Ort nicht verlassen.

Reiseführer: Viele Menschen haben diese Erscheinung am Mittag oder zu Sonnenuntergang gesehen, und im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder welche, die auf der Suche nach ihr verschwanden. Einige haben sie als Hathor des Sternbildes Stier, Göttin der Liebe, angebetet. Andere glauben, sie sei der Geist der Großen Pyramide. Aber die meisten verehren sie als Königin Nitokris, die diese Pyramide des Mykerinos (5) vollendete, und dafür sorgte , daß sie mit rotem Granit aus Syene ummantelt wurde, der magische Eigenschaften hat.

Reisender: Ich bin verzweifelt. Du bist ein Führer. Kannst Du mir helfen?

Reiseführer: Ich helfe denen, die mich darum bitten. Tatsächlich nennen mich manche Hermes und andere Anubis. Du hast die Wahl zwischen zwei Wegen. Du kannst diese Vision aus deinem Verstand ausradieren, in dein eigenes Land zurückkehren und dich in deine Studien vergraben. Oder du kannst deine Suche  nach Liebe fortsetzen und ich werde dir helfen. Aber dieser Weg ist gefährlich und hat viele Fallgrubem.

Reisender: Ich wähle den Weg des Herzens, auch wenn er Wahnsinn oder Tod bedeutet.

Reiseführer:: So sei es. Betrachte deine innere Vision! Er macht das Ankh-Zeichen in der Luft und zieht den Reisenden zur Seite: Die uralte Vergangenheit enthüllt sich selbst. Schau, was sich im Tempel des Sonnengottes Helios (6) auf der Insel Rhodos (7) zuträgt.

Musik

Chor: Weh über Rhodope! Weh über uns. Mit dickköpfigem Ungehorsam leugnet sie die Lehren unserer Priester, wendet sich starrsinnig von ihren Lehrsätzen ab und zieht ihre eigenen Phantasien vor.

Priester tritt von der einen Seite auf, Rhodope von der anderen.

Priester: Ich war dir immer wohlgesonnen, Rhodope, meine klügste Schülerin, wirst Du nicht deinen Willen unseren Lehrsätzen beugen? Dies ist ein Tempel des Lichtes der Vernunft und Philosophie. Warum bestehst Du darauf, deinen eigenen wilden Einbildungen zu glauben?

Rhodope: Helios ist mir in einer Vision erschienen und hat zu mir gesprochen. Er erklärt, Du entfremdest die Menschen dem Glauben an die Gottheiten und deshalb bringst Du dieser Insel spirituellen Tod.

Priester: Du bestehst also darauf, deine Sinnestäuschungen unter deinen Gefährten zu verbreiten! Höre den Richtspruch der Hohen Priesterschaft. Du bist exkommuniziert und also aus dem Tempel verbannt. Weil Du eine Vestalin (8) bist, darf kein Mann bei Strafe des schmerzhaften Todes Hand an dich legen! Auch darf dir keiner Unterkunft oder Essen oder Trinken geben.

Horus: Rhodope, bereue! Gehorche und sei still. Wenn Du uns verläßt, werden wir unsere neugefunde Ekstase verlieren. Und du wirst sicher zugrundegehen.

Rhodope: Niemals! Ich nehme mein Schicksal an.

Priester und Chor gehen ab. Musik. Helios erscheint, Rhodope sinkt auf ein Knie.

Helios: Rhodope, Meine Tochter, sei frohen Mutes. Lange hast Du mutig den Pfad der Wahrheit beschritten. Jetzt musst du den Weg der Liebe finden. Dafür musst du meine Schwester, die Königin der Nacht, entdecken.

Rhodope: So soll es sein. Wo finde ich sie?

Helios: Du wirst links vom Haus der Eladen eine Brunnen-Quelle finden. Und dort an der Seite wächst eine weiße Zypresse. Gehe an die Brunnen-Quelle nicht nah heran. Aber du wirst eine andere beim See der Erinnerung finden, kaltes Wasser wird davon fließen und ein Wächter wird davor stehen. Sage „Ich bin ein Kind der Erde und des Bestirnten Himmels: Aber meine Art ist nur des Himmels. Und sieh, ich bin ausgedörrt von Durst und ich gehe zu Grunde. Gib mir schnell das kalte Wasser, das aus dem See der Erinnerung fließt.“ Und der Führer wird dir aus der Brunnen-Quelle zu trinken geben. Und schau, du sollst die Rüstung des Hermes (9) erhalten! Und du sollst ermutigt werden, dein Glaubensbekenntnis mit Worten auszudrücken, die von Mnemosyne, der Muse der Erinnerung, inspiriert werden.

Reiseführer: Und Rhodope reiste weit und lang und niemand gab ihr Unterkunft oder Essen oder Trinken. Und obwohl sie weit und breit suchte, fand sie keine Quelle, weder Zypresse noch den See der Erinnerung. Und ihr war kalt und sie war hungrig und durstig, als sie einen kleinen Zypressenhain an einem Bach erreichte.

Auftritt Rhodope mit Brot in einem Tuch.

Rhodope: Meine Füsse bluten und schmerzen! Ich sollte sie in diesem Bach baden. Sie nimmt ihre Sandalen ab. Als sie einen Fuß im Bach hat, kommt eine alte Frau zu ihr.

Frau: Schönes Mädchen, gib mir zu essen, sonst sterbe ich! Soldaten habe meine ganze Familie getötet, sogar meine Kinder. Sie haben unser Zuhause abgebrannt. Doch lebe ich, damit ich der Göttin Persephone für ihre Seelen Opfer darbringen kann.

Rhodope: Ich sehe, dass andere noch mehr leiden als ich. Ich weine mit dir. Nimm dieses Brot, liebe Mutter. Es ist alles was ich habe.

Rhodope gibt ihr Brot. Die Frau legt ihren Mantel ab und enthüllt sich als Göttin Mut (11).

Mut: Rhodope, meine Tochter, du hast den Strom erreicht, der aus dem See der Erinnerung gespeist! Du hast die Prüfung, die dir die gesegneten Götter auferlegten bestanden. Du sprichst die Wahrheit. Was ist dein Glaubensbekenntnis?

Reiseführer: Und Rhodope erinnerte sich an die Worte des Helios und sprach sie zu der Göttin.

Rhodope: Begeistere mich, O Mnemosyne! Aus dem Reinen komme ich, reine Königin derer die in der Unterwelt leben, denn ich erkläre von deiner gesegneten Art zu sein. Und ich habe die Strafe für unrechte Taten bezahlt, ob es das Schicksal war, das es nicht gut mit mir meinte oder die unsterblichen Götter. Ich bin dem sorgenvollen, ermüdenden Rad entflohen. Ich bin mit flinken Füßen zum ersehnten Kreis gelangt, ich bin in den Schoß der Königin der Unterwelt eingetreten, Despoina (10) der Unterwelt, und jetzt komme ich als Bittstellerin zu Dir, Heilige Persephone (11), Göttliche Mut, dass Du aus Deiner Gnade mich bei den Sitzen der Heiligen empfängst.

Mut: Heilige und Gesegnete, du solltest Göttin und nicht sterblich sein? Gibt Rhodope Wasser aus einem Becher. Empfange dieses Wasser aus dem See der Erinnerung, damit du dein wahres Selbst empfangen mögest. Rhodope trinkt. Aber es gibt eine weitere Prüfung für dich zu bestehen! Flieh, Rhodope, denn Soldaten kommen hierher! Rhodope zieht die rechte Sandale an. Zögere nicht einen Augenblick, sondern flieh um dein Leben zu retten! Muth hüllt den Mantel um sie. Rhodope flieht und vergisst die linke Sandale, als Soldaten geführt von ihrem Hauptmann eintreten.

Hauptmann hebt Sandale auf. Das ist wirklich seltsam! Eine Frau von unübertroffener Schönheit flieht durch eine Wüste, ihr Haar wehend wie die Nacht, und läßt diese winzige goldene Sandale zurück! Das ist sicher ein Omen, denn das Fest Opet nähert sich. Ich sollte sie dem Pharao bringen, der kein gemeiner Zauberer ist!

Reiseführer: Und der Hauptmann war so gut wie sein Wort. Er brachte die Sandale dem Pharao Amasis (12), der seine Hauptstadt in Memphis in Richtung Theben im Süden verlassen hatte, um Opet zu feiern.

Auftritt Amasis und Hauptmann

Hauptmann: Ihre Majestät, Ich habe diese Sandale an einem Bach gefunden, in dem eine Jungfrau von göttlicher Lieblichkeit ihre Füße gewaschen hat. Als sie uns von weitem gesehen hat, ist sie geflohen und hat die Sandale zurückgelassen. Er zeigt die Sandale mit geschnürten Bändern.

Amasis: Diese Sandale bildet ein Goldenes Ankh! Ich habe es in einer Vision gesehen, als es eine lächelnde Göttin in der Hand hielt,  das offene Haar tief wie ein Mantel um sie. Sie hat mein Herz mit Feuer gefüllt. Ich muß dieses Mädchen um jeden Preis finden. Ich werde sie zu meiner Königin machen. Lasst die Eigentümerin dieser Sandale suchen und zu mir bringen! Ich setze eine reiche Belohnung aus.

Führer:  Und die Eigentümerin dieser Sandale wurde im ganzen Land Ägypten gesucht, aber keiner Frau Fuß passte genau. Und Suchende, die auf die reiche Belohnung aus waren, reisten weiter und fanden schließlich Rhodope, als sie Beeren zum Essen suchte, am Ionischen Meer (13). Sie war zu schwach, um zu protestieren, und wurde zu Schiff und Land nach Theben gebracht. Dort wurde sie zum Pharao gebracht.

Rhodope: Was wird der Pharao für mich haben.

Amasis: Ich kenne dich, Bewahrerin des Ankh! Ich möchte das Mysterium von der Quelle der Persephone erfahren.

Rhodope: Wenn die Göttin will, soll es so sein.

Amasis: Was kann ich dir dafür geben?

Rhodope: Du bist zu mir als Helios gekommen. Ich werde den geheimen Namen des Ra wissen.

Amasis: Wenn der Gott will, soll es so sein. Rhodope, dir gehört meine Liebe. Wirst du meine Königin sein?

Rhodope:  Du bist in meinem Herzen, Amasis. Ich werde deine Frau sein.

Musik

Mut tritt auf: Diese heilige Hochzeit ist von Amon Re und mir, der Göttin Mut, beschlossen worden. Wisse, dass du, Rhodope, in Wirklichkeit Prinzessin Nitokris, die Schwester des Pharao Mykerinos bist (6). Nach seiner Ermordung wurdest du als Säugling zum Tempel des Helios auf der Insel Rhodos befördert, dem Geburtsort deiner Ionischen Mutter. Amasis aber hat Wahrheit und Gerechtigkeit in Ägypten wieder hergestellt und soll durch diese Vereinigung mit Nachkommen gesegnet werden. Ihr sollt zusammen Opet mit eurer Heirat feiern! Als Wiedergutmachung für den Bruch deiner Vestalischen Eide sollst du, Nitokris, den Bau des Tempels des Mykerinos mir zur Ehre beenden. Dein Geist soll all die segnen, die in Wahrheit die Ewige Liebe suchen.

Amasis und Rhodope halten sich an den Händen, drehen sich um, um alle zu segnen. Ägyptische Musik und Tanz.

Reiseführer: Kehre zurück, Reisender, in die Zeit deiner derzeitigen Existenz! Verlasse diese Pyramid, nachdem du erfahren hast, was du von ihr erfahren konntest und reise in dein Land und nimm deine Studien wieder auf. Von jetzt an wirst du in jeder Frau, ob schön oder hässlich, alt oder jung, weise oder töricht, die Göttin sehen! Und so werden sie in dir den Gott sehen.

Reisender: Ich danke dir. Mein Verstand und mein Herz sind Eins. Ich kenne mich. Ich bin Ra der Reisende, und der Tag des Glücks ist gekommen! Ich ruhe im Herzen von Mut.

Der Gong wird einmal geschlagen. Ende des Mysterienspiels

Königin salbt jedem Mitfeiernden die Stirn mit Öl und sagt: Mögest Du wahre Visionen haben.

Pharao bietet jedem Räucherung dar und sagt: In deinem Herzen ist die verborgene Sonne.

Hohepriesterin: Mitfeiernde, lasst uns über das Mysterienspiel von Rhodopes Sandale nachdenken.

Meditation. Strahlen der Harmonie werden ausgesandt. Priester und Priesterin danken Mut und Amon Ra. Das Fest wird genossen.

 Finis



Quellen: The Dawn of Civilization, Egypt & Chaldea, Professor Maspero, S.P.C.K. London, 1884. The Book of the Dead, Wallis Budge, Kegan Paul, 1923. The Gods of the Egyptians, Budge, Dover. The Goddesses of Chaldea, Syria & Egypt, Durdin-Robertson, Cesara.



Anmerkungen der Übersetzer:

Opet: Ägyptische Göttin, Schutzgöttin schwangerer Frauen, wird als aufrechtstehendes trächtiges Nilpferd mit Löwenkopf und Krokodilschwanz dargestellt. Der Name bedeutet „Die Große“, eine der mythischen Mütter von Isis und auch mit Muth eng verbunden.

Mut: Ägyptische Himmels- und Muttergöttin, wird als Frau mit Geierflügeln dargestellt

heliakischer Aufgang: der erste Tag, an dem der Himmelskörper kurz vor Sonnenaufgang am östlichen Horizont erscheint, nachdem er zuvor unsichtbar war.

orig.: Amen crvwn, hierzu habe ich nichts gefunden.

Nitokris: Diese Geschichte beruht wohl auf Herodot. Der Name erscheint ca. 2250 v.u.Z. in den Königslisten, ungefähr 2000 Jahre vor dem später auftretenden Amasis und man nimmt heute an, dass es in der frühen Zeit ein Männername war.

Mykerinos: Pharao ca. 2525 v.u.Z., eigentlich Men-Kau-Re. Die Pyramide des Mykerinos ist die kleinste der Pyramiden von Gizeh.

Helios: griechischer Sonnengott

Rhodos: griechische Insel, eines der 7 Weltwunder der Antike war der Koloss von Rhodos, ein über 30 m großes Standbild des Helios

Vestalin: Priesterin der Vesta, der römischen Göttin der Herdfeuer, die zur Keuschheit bei Strafe des Todes verpflichtet ist.

Hermes: der griechische Götterbote

Despoina: griechisch für Königin, wurde als Beiwort für Persephone verwendet und hier ist es wohl so auch gemeint. Despoina ist auch eine Tochter von Demeter und Poseidon.

Persephone: griechische Unterweltsgöttin, in der bekanntesten Erzählung Tochter der Demeter.

Amasis aka Ahmose II., 6. Jh. v. u. Z., Zeitgenosse des lydischen Königs Krösus.

Ionisches Meer: bezeichnet heute das Meer zwischen Griechenland und Italien. In der Antike war Ionien aber die östliche Mittelmeerküste der heutigen Türkei, dieser Landstrich wird wohl gemeint sein.


 Es wird darauf hingewiesen, dass die Übersetzung nur zum privaten Gebrauch innerhalb der Fellowship of Isis bestimmt ist.

Die Übersetzung ist autorisiert durch Rt. Rev. Claudia, AU FOI, Ardbandroi DCOD; GLC Noble Order of Tara; Hon. Member Circle of Isis, Isian News contributing editor, die FOI Global website Germany

  Rt. Rev. Olivia Robertson has legally transferred the copyright of these materials to the three authorized global FOI central websites of Rt. Rev. Caroline Wise, London, Rt. Rev. Linda Iles, USA, Rt. Rev. Claudia Wehmeyer, Germany  All rights reserved, please do not reproduce. Fellowship of Isis rituals are to be enacted by FOI members only

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